
The Gibb River Road (oder kurz: the Gibb) ist eine ca. 600
km lange Straße, die nicht asphaltiert ist – also dirt road, unsealed road oder
gravel road, die im Norden von Kunnunura nach Derby also quer durch die
Kimberleys, führt. Da die Straße nicht geteert ist, ist sie während der
Regenzeit von November bis so ca. Mai nicht passierbar, und auch jetzt in der
Trockenzeit gibt es noch diverse Flüsse und Bäche, die man überqueren muss.
Daher ist ein Allrad mit hohem Radstand unbedingt notwendig, darüber hinaus
soll man nur mit zwei Ersatzreifen, genug Wasser, Essen und auch genug Benzin
ausgerüstet losfahren...auf der Gibb gibt es nur zwei Roadhäuser mit
Tankstellen, und man bekommt schon mal ein Brot, aber alles, wie gesagt, nur
sehr sporadisch. Und dazwischen ist immer wieder nichts.
Die Straße selbst ist mal mehr oder weniger gut, teilweise
eine fiese Wellblechpiste, auf der man gerade mal 40 km/h fahren kann, dann
wieder streckenweise in echt gutem Zustand, so dass man 80 km/h schafft – aber
man muss immer wahnsinnig aufpassen, denn es kann immer mal plötzlich ein
Schlagloch kommen, fette Steine, ein kleiner Fluss oder eine Kuh, die sich im
letzten Moment entschließt, über die Straße zu rennen. Die Gibb ist einfach
legendär und wir waren schon alle sehr gespannt...

Nach Lake Argyle sind wir nach Kununnura gefahren, dem
letzten Ort vor der Gibb, in dem wir nochmal getankt haben und unsere Vorräte
aufgestockt haben, um richtig vorbereitet loszufahren. Die ersten Kilometer
waren noch sealed, aber dann sind wir nach „El Questro“ gefahren, unserem
ersten Stopp auf der Gibb (die Attraktionen - vor allem wilde Schluchten in
wunderschöner Landschaft - liegen von der Gibb entfernt und man muss immer ein
paar oder auch mehr Kilometer ins Nichts fahren, bis man jeweils dahin kommt).
Der Weg nach El Questro allein war schon Programm, da man kurz vor dem Campground
erstmal einen für uns schon ziemlich tiefen Creek überqueren musste – sehr
eindrucksvoll. Dustin, unser Autovermieter, sagte zwar, dass wir problemlos 70
cm tiefe Wasserläufe durchfahren können, aber das muss man auch erstmal machen.
Das erste Mal war es schon echt spannend, aber auch daran gewöhnt man sich ... El
Questro war eine Rinderfarm von immenser Größe mit tausenden von Rindern, deren
Eigentümer in den letzten Jahren entdeckt haben, dass man mit Tourismus mehr
Geld verdienen kann und so ist ein Campingplatz mit verschiedenen Angeboten
entstanden.

Nachdem wir uns einen schönen Platz am Fluss gesucht haben,
sind wir nochmal mit dem Auto los zu einem Lookout – wir wissen jetzt auch, was
4X4 in low range bedeutet – das Auto krabbelt quasi einen mördersteilen Berg im
ersten Gang hoch, während man versucht, den gröbsten Steinbrocken auszuweichen.
Und runter ist es noch viel abenteuerlicher – aber unser Auto hat alles super
geschafft und wir fühlten uns immer sicherer.
Relativ spät am Abend sind auch unsere neuen Freunde, die
Britzis, in El Questro angekommen, zur großen Freude unserer Kinder. Unser
Nachbarplatz sollte am nächsten Morgen frei werden und ab da waren wir dann
auch direkt nebeneinander – viel praktischer was Lagerfeuer usw. anging...
Wir sind am nächsten Morgen echt früh aufgestanden und sind
erstmal zu den Zebedee Springs, heißen Thermalquellen, gefahren. Laut unserem
Reiseführer sollte man früh da sein, da es sonst voll werden würde und wir
waren tatsächlich schon um kurz vor 7 Uhr morgens dort – obwohl wir immer noch
alles einpacken und die Zelte abbauen mussten. Eine Stunde im badewannewarmen
Wasser herumplantschen, unter Palmen und mit Blick auf die schroffen Felswände
– sehr schön.
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| El Questro Gorge |
Später sind wir zusammen mit den Britzis zu der El Questro
Gorge, eine der großen Attraktion hier, gefahren.
Da Finn immer behauptet, ich schreibe nicht ausführlich
genug, nachstehend Zitat Finn:
„Unterwegs haben wir uns gegenseitig auf dem extrem tiefen
Rivercrossing gefilmt. Besondere Schwierigkeit war hier, dass man nicht den
Boden sehen konnte und ziemlich vorsichtig die Steine überqueren musste – aber
auch das haben wir souverän geschafft. Die Wanderung war dann ein echter Knaller:
bis zum Pool ungefähr auf der Hälfte des Weges war der Weg ziemlich normal, man
musste nur ein bisschen das Gleichgewicht halten, um nicht ins Wasser zu fallen
und versuchen, nicht direkt in den Schlamm zu treten. Dann aber ging´s richtig
los: Zuerst mussten wir mit unseren Sachen über dem Kopf durch den Pool, der
die gesamte Breite der engen Gorge ausnahm, bis zur Brust im Wasser waten, um
dann nass einen großen Felsen hinaufzuklettern. Als man das geschafft hatten,
konnte man seine Schuhe wieder anziehen und weiterklettern. Im Laufe des Weges
mussten wir diverse Felsen hochklettern, einmal sogar einen Wasserfall. Am Ende
wurden wir mit einem weiteren Plunge Pool (Pool, in den ein Wasserfall fällt)
belohnt, in den man auch von dem kleinen Wasserfall springen konnte. Dann
mussten wir uns schon wieder aufmachen, dass wir rechtzeitig vor der Dunkelheit
wieder nach Hause kamen, denn alles in allem hat die Wanderung doch ca. 4
Stunden gedauert. Auf dem Rückweg, der eher abwärts ging, sind wir ein paar mal
einfach Felsen runtergerutscht. Alles in allem war diese meine Lieblingswanderung.“
Abends haben wir noch mit den Britzis gemeinsam bei
Lagerfeuer und Stockbrot Geschichten erzählt, waren aber nach einem
anstrengenden Tag dann auch eher früh im Bett. Noch zu erwähnen ist hier der
unglaubliche Sternenhimmel, der sich Abend für Abend von seiner schönsten Seite
zeigt – noch nie habe ich die Milchstraße und einzelne Sternenbilder so
deutlich gesehen.

Am nächsten Morgen mussten Hannah und ich schon wieder früh
raus, da wir einen trail ride gebucht hatten – einen Morgenritt. Da weder
Hannah noch ich sonderlich vertraut mit Pferden sind, waren wir ein bisschen
aufgeregt, aber nach kurzer Einweisung – rechts, links, los und bremsen, ging
es auch schon los. Die Pferde wussten zum Glück genau, wo sie lang gehen
mussten und was sie zu tun hatten. Und nicht nur mit Autos muss man hier
ständig irgendwelche Creeks überqueren, nein, auch mit den Pferden sind wir
ständig durchs Wasser geritten...alles in allem echt toll.

Den restlichen Tag
haben wir nur gemütlich auf dem Campingplatz verbracht, mussten noch ein
bisschen unsere Route planen, dann haben wir noch einen kleinen Ausflug auf
einer 4X4 Strecke zu einem weiteren Lookout gemacht. Abends waren wir noch mit
unseren Freunden essen, um unseren letzten gemeinsamen Abend zu feiern, da die
Britzis ziemlich direkt nach Broome mussten.
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| Pentecost Rivercrossing |
Nach wilden Abschiedsszenen sind wir am nächsten Morgen aufgebrochen,
weiter die Gibb nach Westen. Ziemlich direkt nach El Questro kam eine
abenteuerliche, lange Flussüberquerung vor unglaublicher Kulisse. Wir haben uns
durchgekämpft und wollten dann zurückblickend ein Foto machen – wobei wir leider festgestellt haben, dass unser Hinterrad akut Luft verlor – ein Stein
war wohl doch zu spitz und wir haben uns ein fettes Loch in den Reifen
gefahren. Na, super! Da wir morgens noch in einer anderen Schlucht waren, waren
wir schon recht spät dran und da auf der Gibb die Übernachtungsmöglichkeiten
wie gesagt eher spärlich gesät sind, hatten wir noch gut 130 km zu fahren – auf
der Gibb kann so was schon seine Zeit dauern.

Und dann noch Reifen wechseln.
Der Australier lacht wahrscheinlich, aber wir mussten erstmal unser Equipment
suchen... Glücklicherweise sind die Aussies ja echt super nett, und nach 5
Minuten hielt auch schon der Erste an (zufällig ein Deutscher, der seit 15
Jahren in Australien als Fotograf lebt) und wechselte den Reifen für uns – wir
standen aber sehr fachmännisch drumherum und haben auch ab und zu einen total
passenden Kommentar abgegeben...
Wir sind danach erstmal weitergefahren und haben uns nach ca.
2 Stunden ein Bushcamp gesucht, total malerisch am Flussufer gelegen –
glücklicherweise aber sehr hoch, so dass einen die Salties nicht erreichen
konnte – man sollte in der Nacht nur die Augen sehen (haben wir aber nicht...).
Krokodile können einem hier immer wieder begegnen – man soll auch nicht die
Tiefe eines Flusses überprüfen, in dem man durchwatet, da immer die Gefahr
besteht, dass man „gefressen“ wird – wie Dustin bei der Einführung warnte.
Bushcamp bedeutet, dass man frei campen kann – wir haben ein
sehr nettes Schweizer Pärchen getroffen, mit denen wir bei Stockbrot und
Campfire Geschichten erzählt haben.
Am nächsten Morgen sind wir total früh weiter, wir hatten
noch ein paar Kilometer vor uns, dieses Mal teilweise auf einer grottenschlechten
Straße – eine Wellblechpiste, auf der man richtig durchgeschüttelt wurde,
teilweise der Scheibenwischer und / oder Blinker von alleine anging und bei den
E-Readern die Seiten von alleine umschlugen. Nachdem wir den Teil geschafft
hatten, sind wir an der Manning Gorge angekommen. Wir sind am Nachmittag noch
hingewandert, nicht ohne direkt am Anfang auf einem kleinen Boot mit Loch und viel Wasser einen Fluss
zu überqueren. Auch sehr lustig. Die Gorge selbst war wirklich traumhaft,
klares Wasser mit einem tollen Wasserfall umringt von roten, steil aufragenden
Felsen.
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| Manning Gorge |
Auf der Strecke haben wir uns noch einen neuen Reifen
gekauft, da der andere nicht mehr zu reparieren war. Dabei hat der Reifentyp
festgestellt, dass unser Vorderrad auch ziemlich platt war, aber er meinte nur,
wir sollten das im Auge behalten. Ende vom Lied war, dass wir auf unserem
nächsten Stopp noch einen Reifen wechseln mussten, wieder mit Hilfe der netten
Australier, allerdings gaben die uns gute Tipps, aber Henrik musste selbst
wechseln – wir werden noch richtig routiniert.
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fast auf Augenhöhe
mit dem Krokodil |
An unserem letzten Tag auf der Gibb sind wir noch in die Windjana Gorge gefahren, die vor ein paar hundert Millionen Jahren mal ein Korallenriff war – jetzt fließt ein Fluss durch, der in der Trockenzeit immer schmaler wird, so dass die hier ansässigen „Freshies“ sich auf ziemlich engen Raum tummeln müssen. Bei einem kleinen Spaziergang sieht man hier bis zu 30 Krokodile im Wasser oder sich auf Sandbänken sonnen. Aber no worries, Freshies tun Menschen nichts, es sei denn, man ärgert sie – aber dann würden wir uns ja auch wehren.
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| Windjana Gorge |


Kurz nach der Windjana Gorge sind wir nach Tunnel Creek gefahren,
einer großen knapp 1 km langen Höhle, die man auf eigene Faust mit Taschenlampe
erkunden konnte – im Stockdunkeln musste man auch durch Wasser waten (in dem
übrigens auch ein Krokodil lebte), über Steine klettern usw., alles also ganz
schön aufregend.
Und nach diesem letzten Abenteuer hatten wir nur noch die
letzten 150 Kilometer bis nach Derby zu fahren, teilweise sogar auf einer
richtigen Straße – Himmel, war das eine Wohltat nach dem ganzen Gerüttel und
Geschüttel auf der Gibb.
Alles in allem war dieser Teil unserer Reise sicher eines
der Highlights!